Für die Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule in Sigmaringen besteht seit 2008 die Möglichkeit, zum regulären Schulabschluss zusätzlich eine Kochausbildung mit IHK-Abschluss zu machen. Die Kombination aus schulischer Bildung und praktischer Fähigkeit hat sich in den vergangenen 15 Jahren zu einem wahren Erfolgsmodell entwickelt. LIZE-Köche schneiden bei der externen Gesellenprüfung vor der IHK Weingarten immer überdurchschnittlich gut ab: Zehn Prozent der Absolventen sind Preisträger. Aktuell nehmen 125 LIZE-Köche an der Doppelqualifikation teil.
Sigmaringen – Lange Zeit war Ausbildungsleiter Alois Schmidt Einzelkämpfer und hat die Schüler in der Lehrküche der Liebfrauenschule angeleitet und betreut. Da die Nachfrage nach der Doppelqualifikation immer weiter wächst, sind aktuell drei Köche für die Schüler zuständig. Neben Alois Schmidt kümmern sich Küchenmeister Enrico Netto und Michael Angl um die Ausbildung der angehenden Köche. Mit dem ehemaligen Sternekoch Enrico Netto haben die Schüler einen kreativen Ausbilder an ihrer Seite. Alois Schmidt vertritt eher den klassischen Part und weiß durch seine langjährige Erfahrung genau, was in den Prüfungen erwartet wird. Enrico Netto und Michael Angl zeigen den angehenden Köchen eine ausgefeilte Kreativküche, auch mit vegetarischen und veganen Gerichten.
Vor zehn Jahren wurden die ersten LIZE-Köche mit einem Gesellenbrief ins Berufsleben entlassen. Projektleiterin Astrid Felbick freut sich schon darauf, wenn im kommenden Sommer oder spätestens bei der darauffolgenden Winterprüfung der 100. Geselle von der Liebfrauenschule sein IHK-Zeugniss überreicht bekommt. „Wir haben die Bedenken, ob das Projekt LIZE-Köche überhaupt funktioniert, auf jeden Fall widerlegt“, berichtet sie stolz. „Wir sind in den vergangenen Jahren immer größer geworden und die Nachfrage nach der Zusatzqualifikation steigt stetig“, erzählt sie weiter. Besonders stolz sind alle Verantwortlichen, dass bis jetzt jeder LIZE-Koch die Gesellenprüfung vor der IHK bestanden hat. Noch nie ist einer durch die Prüfung gefallen. Ganz im Gegenteil. Zehn Prozent der Absolventen von der Liebfrauenschule gehören kammerweit zu den Preisträgern. Voller Stolz erklärt Astrid Felbick, dass „ihre“ Prüflinge meistens eine Note besser als die Gesamtnote der IHK abschneiden und somit den Notendurchschnitt der Kammer anheben.
In neun Modulen zum Koch mit IHK-Abschluss
Und so läuft die Ausbildung der LIZE-Köche: Insgesamt besteht die Zusatzqualifikation aus neun Modulen. Die ersten acht Module dauern jeweils ein halbes Jahr und werden außerhalb des Regelunterrichts zum Beispiel am Nachmittag absolviert. Nach jedem Modul gibt es für die Teilnehmer ein Zertifikat von der IHK. Das neunte und letzte Modul wird nach dem Schulabschluss in Vollzeit durchlaufen. Während der Zusatzqualifikation arbeiten die Teilnehmer in sogenannten Patenbetrieben, sozusagen direkt an der Front, mit. Die Abschlussprüfung zum Gesellen wird vor der IHK Weingarten abgelegt. Und die Schule kann zu Recht bei den Leistungen der LIZE-Köche stolz auf ihre Absolventen sein.
Dass die LIZE-Köche gut kochen können, beweisen sie immer wieder aufs Neue bei internen Schulveranstaltungen wie zum Beispiel der Weihnachtsfeier für das Lehrerkollegium oder bei der traditionellen Jahresabschlussfeier „Dinner & Show“. Diese findet heuer das erste Mal im Winter und nicht wie bisher im Sommer statt. Bei dieser Veranstaltung in der „Lizeria“, der Mensa der Liebfrauenschule, bekommen alle LIZE-Köche ihre IHK-Modul-Zertifikate und die Gesellen ihre Gesellenbriefe überreicht und können sich feiern lassen. Die LIZE-Köche kochen und servieren ihren Eltern und weiteren Gästen ein leckeres 4-Gänge-Menü. Aber auch die Sigmaringer konnten die Kochkünste der LIZE-Köche schon genießen. Bereits mehrmals waren sie auf dem Sigmaringer Wochenmarkt und haben gegen Spenden verschiedene Suppen und andere Speisen angeboten. Eine Wiederholung der Aktion ist in Planung.
Wie lief die Ausbildung während Corona?
„Die Schulschließung aufgrund der Coronapandemie haben wir mit vielen besonderen Aktionen zur Freude unserer LIZE-Köche und deren Eltern mit Holiday-Cooking, Online-Cooking und Live-Show-Cooking sowie einigen kleinen Wettbewerben im Home-Cooking überbrückt. So hat die Ausbildung nicht gelitten und die Schülerinnen und Schüler hatten zuhause was zu tun. Viele Eltern waren glücklich, bekocht zu werden und haben gerne nach den Rezepten eingekauft und die heimische Küche zur Verfügung gestellt“, erzählt Astrid Felbick.
„Schwäbische Zeitung Sigmaringen – Christine Martin